Dienstag, 26. Februar 2013

Die Kluge strickt im Zuge

Unterdessen habe ich an meinem Paljulehekiri-Schal 14,5 Stunden gestrickt, und er ist etwa 1,2 Meter lang. ich denke, ich werde ihn etwa 1,6 lang stricken und dann noch eine Bordüre anbringen (allerdings nur an den Enden, nicht an den Seiten).
Das Paljulehekiri-Muster ist nicht sehr schwierig, es braucht aber doch etwas Konzentration. Zum Fernsehen ist es für mich icht so geeignet, da sind die Lichtverhältnisse auch zu schlecht. Am liebsten arbeite ich daher am Schal, wenn ich unterwegs bin. Da ich öfter Zug fahre, liegen immer ein paar Reihen drin, sei es eine halbe Stunde nach Zürich (3/4 des Rapports pro Weg), ein Ausflug nach Bern (3 Rapporte insgesamt), ins Tessin (Rapporte ohne Ende) oder die Fahrt nach St. Gallen (2 Rapporte hin und zurück). Pro Rapport gewinne ich etwa 5 cm.
Es lohnt sich also, die Strickarbeit im Zug mitzuführen! Das ist mir ja nicht erst seit eben klar. Vor vier Jahren und zwei Tagen habe ich der Zürichsee-Zeitung folgende Kolumne in der Rubrik Notabene veröffentlicht:


 

Die Kluge strickt im Zuge


Sarah Gaffuri

Ich fahre viel, viel Zug. Und ich bekomme von meinen Mitreisenden viel, viel mit, weil ich stricke. Das hat nämlich zwei angenehme Nebeneffekte: Man hat, sofern man will, die Ohren frei für die ahnungslosen Mitmenschen. Und man fällt nicht auf: Seit ich auch in der Öffentlichkeit stricke, merke ich, wie ich nach wenigen Sekunden schon eins werde mit dem biederen Muster der Sitzbezüge. Erst gucken sie noch, die Mitreisenden; dann beginnen sie untereinander ihr wahres Ich herauszukehren. Und mein wahres Ich sitzt mittendrin.



Kürzlich auf der Strecke Rapperswil - St. Gallen, Ort: zweite Klasse, Nähe Kaffeeautomat. Protagonisten: zwei Lehrlinge, ein dickliches Mädchen mit Piercings, ein möglicherweise um ein Jahr älterer Junge, Typ zu schnell gewachsener Stürchel. Lautstärke: laut. Thema: Diverses, unter anderem Anlehre («Da wür mi im Fall u huere aaschiisse, waisch, muesch voll chrampfe und hesch nocher gliich nüt»), Natel und Musik. Er: «Du, aber ich höre im Fall manchmal nicht nur Hip-Hop, sondern auch Hansi Hinterseer und so.» Sie, offenbar willig, ihm in jedwedem Punkt zuzustimmen: «Ja, ich weiss, eine Bürokollegin von mir hört den auch.» Er, realisierend, dass sie die Ironie nicht bemerkt hat: «Nein, spinnsch, so was hör ich sicher nicht.» Sie, den Fehler erkennend und sofort abschwörend: «Ja, ich kenn den noch nicht mal. Ich habe den Namen Hinterseer noch nie gehört.» Er, jetzt völlig gemein: «Was, du kennst Hansi Hinterseer nicht? Das ist die volle Bildungslücke.» Ganzer Wagen: schallendes Gelächter.



Strecke St. Gallen - Zürich, Ort: zweite Klasse, dort, wos grosse Tische hat. Protagonisten: drei Jungs, irgendwo zwischen 12 und 16 Jahre alt. Thema: ein neuer Pulli und der Schnupf. Der grösste oder älteste tröstet einen der kleinen, der einen viel zu grossen Pulli gekauft hat: «Wachsisch sicher no drii.» Dann zücken sie die Schnupfdose und ziehen sich das Zeugs wie Koks durch die Nase. Der Schnupf wird auf das Tischli gestreut, mit einer Schülerkarte zu Spuren gelegt und dann mit einem Röhrchen abgesaugt. Ich überlege mir, ob ich sie darauf aufmerksam machen soll, dass viele, viele Leute schon ihre Bisifinger auf dem Tischchen zwischengelagert haben.



Strecke Bern-Thun, Ort: zweite Klasse, Ruhewagen. Protagonisten: eine übermotivierte Mitdreissigerin, zwei Damen 75 Plus. Thema: Ob man in einem Ruhewagen ruhig sein muss. Die Damen, eben erst zugestiegen, tendieren zur Ruhe, höchstens Flüsterton. Die Mitdreissigerin meint begeistert, man könne ganz normal plaudern, solange man nicht sehr laut schwatze. Kurz darauf marschiert ein Mann strammen Schrittes ans Wagenende und staucht eine (andere) laut parlierende Dame zusammen. Die drei neben mir unterhalten sich darauf laut und spöttisch über gestresste Manager, die sich so daneben aufführen im Ruheabteil. Und dann reden sie über mich. «Jaja, Stricken ist wieder in», sagt die Mitdreissigerin unter anderem. Hallo Leute, ich stricke nicht mit den Ohren. Pssscht.

"ZSZ" vom 24. 02. 2009



Sonntag, 24. Februar 2013

Neulich am Sonntagmorgen

So ein Book Seat ist schon eine patente Sache. So kann man bequem lesen, während man etwas Einfaches (!) strickt. Den Book Seat habe ich vor Jahren in Australien entdeckt, dann aber nicht gekauft, weil ich ihn ein wenig sperrig fand. Darüber habe ich mich noch lange geärgert, er ist nämlich sehr leicht und vielseitig einsetzbar (lässt sich auch schräg stellen, z.B. für wenn man in Seitenlage lesen möchte). Stricken tue ich einen Schal für eine liebe Freundin. Das Material, Pelo von Lana Grossa, enthält 60% Merinowolle und dazu noch Polyamid und Acryl. Mit der Nr. 9 kommt man auch ziemlich schnell voran, wobei ich diese Besenstile auch anstrengender finde als z.B. eine Nr.6 oder kleiner. Nun ja. Einen Nachteil hat das Material allerdings: Durch den Flauscheffekt findet man einen Fehler nur sehr mühsam (was, wenn man ihn aus dem selben Grund nicht korrigeren kann, auch wieder gut ist.) Gleichzeitig verreisen verlorene Maschen ziemlich zügig, das Garn ist recht rutschig. Aber wenn man sich den Flausch so anschaut, dann versöhnt man sich schnell wieder.

P.S. Lesen tue ich eine alte Inspector Rebus-Folge von Ian Rankin.



Freitag, 15. Februar 2013

The Bird Crib


So, das ist es also, unten erwähntes Vogelhäuschen. Ja, das soll ein Rotkehlchen sein. Malen ist nicht meine erste Disziplin.... ;)



In den Garten...

...naja, vielleicht noch nicht grad sofort. Aber mein Patenkind wohnt neu in einem Haus mit Garten. Sie hat deshalb auch schon ein Vogelhaus von mir zu Weihnachten bekommen (selbst bemalt, aber bereits gezimmert gekauft bei Buttinette).

Da bald der Frühling kommt (wollen wirs mal hoffen) und sie sehr naturaffin ist, habe ich wieder in die ähnliche Kiste gegriffen und zu ihrem Geburtstag etwas zum Thema Garten vorbereitet. Das Quartett zu den Garten- und Wiesenblumen habe ich bei Yamatuti in Bern gefunden (die ihren Online-Shop leider geschlossen haben). Gleicherorts wurde ich auch fündig, was schöne Wachstuchstoffe angeht. Muss bald nochmal dahin und mehr kaufen, ich will mir so eine Regenjacke machen! Oder einen Poncho! Oder!

Wo war ich? Ah ja genau. Eine Gartenschürze sollte es werden. Da sie überknielang ist, kann sie die Kleine als Unterlage benützen, wenn sie ihre Blumen betreut. Keine nassen, kalten Knie! Wachstuch ist zudem sehr gnädig insofern, als dass man die Kanten nicht zwingend versäubern muss. Obenrum habe ich aber doch noch ein vorgefaltetes Schrägband angebracht, erst mit dem recht patenten Stoffkleber von Uhu, dann noch festgesteppt. Die neonfarbigen Binde- und Umhängebändel sind vom Loeb in Bern und über Löcher (Aale verwenden) festgeknöft. Das Täschchen auf dem Bauch bietet Platz für ein Schoggistängeli oder ein Taschentuch. Da ich noch etwas Spitze mit Blumenmotiv im Vorrat hatte, habe ich das grad mit draufgepackt. Eine Stoffrose und eine kleine Glücks-Matrioschka sollen das ganze für ein Kind etwas spannender machen.

Ins Täschchen kamen dann noch Samen für Cosmee und farbige Margeriten, damit auch sicher was wächst! 

Das Quartett bietet zahlreiche Spielvarianten und Schwierigkeitsgrade, es ist daher auch für ältere Kinder geeignet (sofern die sich dann noch für Blumen interessieren). Wir haben es gleich gespielt, und sie hat selbstverständlich gewonnen. 





Montag, 4. Februar 2013