Freitag, 18. Januar 2013

Mein Meisterstück


Boah, bin ich stolz! Stolz!!! Vor ziemlich genau einem Jahr klappte ich ein brandneues Notizbuch auf und entwarf scheu mit Bleistift eine Jacke, die ich schon länger vor meinem geistigen Auge gesehen hatte. ("Entwarf": Ich kritzelte ein bisschen und malte Fragezeichen dazu.) Sie sollte aus meiner Aranwolle, die ich vor wenigen Jahren in Irland gekauft habe (Kerry Woollen Mills) gefertigt sein, mit einem keltischen Taillenband, und ich nannte sich manchmal auch Projekt Kells, weil, naja, irisch und cool und so. Dann fing ich an zu stricken. Das Muster für das Taillenband hatte ich aus Carla Scotts "Zopfmuster". 

Jedem, der mich fragte, was ich da mache, gab ich kühn zur Antwort: "Eine Jacke." So auch am 9. Juni dieses Jahres, als ich mit Mojitos in Zürich den Knit in Public Day feierte: 

 
Wenig überraschend musste ich ein paar Reihen aufribbeln und nochmal stricken, konnte ja nicht gut gehen *hicks*.
Wie auch immer, ich liess mich nicht beirren von all den Zweiflern. Eine allerliebste Freundin sagte gleich zu Anfang des Projekts: "Wenn du die Jacke vor dir sehen kannst, dann kannst du sie auch stricken." Word!

Das Notizbuch nahm ich dann im Hochsommer nochmals raus und schrieb irgendwelche Angaben zu den Ärmeln und zu den Zunahmen im Brustbereich. Leider führte ich danach kein Buch mehr über die genauen Maschenzahlen, aber das ist auch nicht so wichtig, ich musste eh ziemlich experimentieren. Die Vorgehensweise war simpel: Das Taillenband lang genug stricken, Maschen auffassen, so viele Zunahmen machen, dass auf Brusthöhe die Jacke passt (kann man ja mit ner Rundstricknadel mehr oder weniger anprobieren). Passen heisst in dem Fall, ungefähr passen, denn am Schluss würde ja noch die Knopfleiste dazukommen. Dann schlug ich die Ärmel an und strickte sie ebenfalls bis Brusthöhe, wo ich sie dann einsetzte:


Das war im September. Hier kann, wer will den damaligen Blogeintrag nachlesen.


Dann notierte ich nicht mehr viel. Ich zweifelte langsam doch ein wenig an meinem Vorhaben, strickte aber dennoch weiter. Nahm also Maschen auch unten am Band auf und strickte abwärts, ebenfalls mit Zunahmen. Strickte eine Kapuze. Strickte ein Knopfband. Häkelte Ärmelabschlüsse (weil ich mich einfach auf kein Zopfmuster mehr einlassen oder mit mir selber einigen konnte, und weil ich grad wieder gerne häkle). Nähte meine Holzknöpfe von Saaremaa in Estland an (siehe Einträge August 2011). 

Es blieb die finale Anprobe vor dem Vernähen der losen Enden. Ich schlug die Kapuze hoch und war so schockiert, dass ich hysterisch lachte, um nicht zu weinen. Ich sah aus wie eine Matrioshka. Eine besonders ulkige, dazu. Die Kapuze spannte eigenartig von den Schultern zu meinem Scheitel, es sah richtig, richtig dämlich aus. Einige Beratungen mit meinem Prinzen und mit eben jener allerliebsten Freundin  förderten dann die Einsicht: Die Kapuze war zu wenig hoch! (Da ich mit dem Zeltlook bei meinen Lieben unglaubliche Heiterkeit auslöste, bedauere ich es nun, kein Foto gemacht zu haben. Sorry.)  Ich löste also das Knopfband, das ich glücklicherweise in zwei Hälften angestrickt hatte, um den Scheitel herum nochmals vorsichtig auf (hier hatte ich, klarer Fall, die Enden schon vernäht, grosses Kino). Ich öffnete die Kapuze nochmal, die ich im Drei-Nadel-Abketten geschlossen hatte (siehe, z.B., hier). Da die Aran-Wolle reine Schurwolle ist, bleiben die Maschen wie kleine Pfadfinder brav in der Reihe stehen, man kann also ziemlich viele Fehler wiedergutmachen. Ich strickte etwa 8 oder 10 cm an, schloss die Kapuze erneut, probierte sie diesmal vorher an, man ist ja nicht komplett lernresitstent. Dann flickte ich das Knopflochband noch zusammen, da fehlte ja nun ein gutes Stück. Aber jetzt siehts cool aus.

Oh Mann, so stolz. Gucken Sie bitte hier:
 

Die Ärmelabschlüsse. Ich häkle im Moment recht gerne, da komm ich gut in den Groove (wenns nix Kompliziertes ist).  Ausserdem lässt sich damit die Länge recht einfach anpassen. Man möge bitte auch die coolen Holzknöpfe beachten. Apfelbaum und noch was.




 Die Kapuze macht sich auch als Kragen recht gut.
Mit dem Band fing alles an. Wie sagte sie? "Wenn du die Jacke sehen kannst, kannst du sie auch stricken." Amen to that, sister.
Mit den unteren Knöpfen bin ich noch nicht ganz glücklich. Da schlägt die Knopfleiste an einer Stelle eine Welle, obwohl sie von der Weite perfekt passt. Muss noch rumpröbeln, trage das Teil aber nicht immer offen deswegen. Wär ja noch schöner!
 Seitenansicht mit Kapuze unten.
Ich kann es nicht oft genug sagen: Tadaaaaaaa!


 






2 Kommentare:

  1. Toll! Toll! Toll! Und was kommt als nächstes Projekt? Was sieht die Strick-/Häkel-Seherin vor ihrem inneren Auge?
    Bin schon gespannt und gratuliere zum gelungenen Werk!
    LG, Katarina

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  2. Daaaanke :) Ich arbeite momentan brav an von anderen Leuten ausgeheckten Projekten, und eine genähte Regenjacke steht noch auf dem Programm. Aber es gibt da schon ein paar Ideen, die ich mir vorstellen könnte - ich mach demnächst einen Blogeintrag dazu. Liebe Grüsse!

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