Montag, 21. Januar 2013

Willow weep for me - Paljulehekiri

Nach ca. 6 Stunden Arbeit im Muster Paljulehekiri, Weidenblätter.

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Hagakiri. Die Wolle war (obwohl als Lace bezeichnet)
etwas zu dick. Man riet mir in Haapsalu zu
ganz dünnem Wollgarn, wie sie es verwenden.
Ich habe bislang einen Schal in einem traditionellen Haapsalu-Muster gestrickt. Hagakiri (Haga = Zweige, Kiri = Muster). Ich hatte ewig dran, obwohl er recht schmal ist, aber ich bin noch heute stolz drauf. (Erster Eintrag hier.)

Nun fand ich, es sei mal wieder an der Zeit. Ich entschied mich für das Muster Paljulehekiri, ein Muster von Weidenblätter (Lehe = Blatt). Das Muster hat einen sehr wesentlichen Vorteil: Es geht immer gerade nach oben. Hagakiri und die meisten estnischen Spitzen-Muster verschieben sich in jeder Reihe. Dadurch muss man nicht nur das Muster, das sich in jeder Reihe wechselt, wissen, sondern auch noch, was vor und nach dem Rapport gestrickt werden muss. Die Anzahl Maschen dieses Rahmenmusters variert dann auch noch von Reihe zu Reihe. Dieses Problem fällt hier weg.  

Diesmal wollte ich erstens eine Kid-Mohair-Silk-Wolle von Debbie Bliss in einem eigenartigen Pink-Ton aufbrauchen, die ich schon lange horte, und zweitens einen richtig breiten Schal angehen. Diesmal benütze ich als Vorlage ein Muster aus dem Buch Haapsalu Shawl von Siiri Reimann. Es gefällt mir wesentlich besser als das andere Buch, das ich beim letzten Mal beizog (Knitted Lace of Estonia von Nancy Bush). Es ist zwar mit über 40 Euro in der Anschaffung recht teuer (ausser man kauft es wie ich direkt in Haapsalu, hähä), aber es ist wirklich sehr schön gelayoutet, clever aufgebaut und vor allem von den Strickerinnen selbst verfasst. Aber, und das halte ich Bush gerne zu Gute, dank Knitted Lace of Estonia bin ich überhaupt auf die Idee gekommen, mal nach Estland zu reisen.

Anyroad, ich mache den Schal also breiter (obwohl ich ihn wahrscheinlich nicht mit Spitzenborte zu einem echten Haapsalu-Style-Werk mache), und ich beherzige zwei Ratschläge, die man mir in Estland gegeben hat: Man verwende unbedingt den gestrickten Anschlag ("knitted cast-on"). Diese Art Maschen anzuschlagen hat den Vorteil, dass die Kante danach elastischer ist. Das ist beispielsweise dann wichtig,wenn man noch einen Spitzenabschluss annähen will, oder auch beim Spannen des Werks, das ist ja bei Ajour-Mustern die halbe Miete. Eine Videoanleitung gibts etwa hier. Ausserdem hat mir die Meisterstrickerin Angela geraten, die Randmaschen nicht als Knötchen, sondern sehr offen und damit ebenfalls elastischer zu arbeiten. Dazu hebt man die erste Masche wie zum Linksstricken ab, legt dann den Faden hinter die Arbeit und strickt die Masche in der Rückreihe rechts. Ein letzter Tipp betraf das Material: Es sollte so dünn sein wie möglich. Ich verwendete Lace Merino von Lana Grossa, aber noch das ist für die Haapsalu-Strickerinnen zu dick, wenn man nur eine Nadel 3,5 oder 4 verwendet. Mit Debbie Bliss' Garn habe ich einen sehr dünnen Faden gewählt. Allerdings sind die Mohair-Härchen sehr untypisch für ein Haapsalu-Muster. Aber es soll ja auch kein Trachtenstück geben.


Um ein danach mal eine Vorstellung zu haben, wie lange ich an einem solchen Schal arbeite, schreibe ich diesmal die Stunden ungefähr auf. Ich war ungefähr sechs Stunden dran, mal schneller, mal langsamer, und habe etwa 30 cm gemacht. Für den ganzen Schal rechne ich (ohne Edging) mit etwa 25 Stunden, man wird ja immer schneller, je besser man das Muster kennt.





Stunde eins: Immer schön mutig!


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