Dienstag, 25. Januar 2011

Stricken in der Kunst I


Dieses Mädchen taucht noch in mindestens einem
anderen Strickbild Ankers auf.

Entstehen diese Socken
von der Spitze her?
Heute fange ich eine neue Serie an. (Wobei ich gleichzeitig ankündige, dass die Serie Knitting in famous places dieses Jahr fortgesetzt wird. Auf die eine oder andere Weise. Doch jetzt erstmal zu was Neuem.) "Stricken in der Kunst" soll diese Reihe heissen, und ich nehme gerne auch Anmerkungen und Anregungen dazu entgegen. Es geht darum ein wenig zu forschen, wo Stricken in der Kunstszene vorkommt. Bereits habe ich ein paar Datensätze zusammengetragen und kann schon mal Beiträge zu den Themen Stricken in der bildenden Kunst, Stricken in der Literatur, im Film, und als Performance in Aussicht stellen. Sowie natürlich Stricken als Kunst, wobei, wie ihr schon merkt, die Grenzen fliessend sind.


Den Alltag abgebildet
Den Anfang macht heute Albert Anker. Der Berner Künstler lebte von 1831 bis 1910. In seinen Gemälden bildete er den Alltag seiner Zeit und seines Umfeldes ab. Was auf den ersten Blick als heile Welt anmuten mag, ist oft aber von unserer eigenen Perspektive auf "die gute alte Zeit" geprägt. Häufig zeigen die Bilder die harte Arbeit und das karge Leben im ländlichen letzten und vorletzten Jahrhundert. Dennoch ist es gerade die Schönheit dieser urmenschlichen Tätigkeiten und Situationen, der Ausdruck der Gesichter oder die Lebhaftigkeit der abgebildeten Menschen, die einen beim Betrachten einfangen. Die Abbildung der Tätigkeiten hat auch geschichtliche Relevanz. Dank Ankers Bildern ermöglichen sich Einblicke in Schulstuben zu Zeiten, als es keine Schulpflicht (oder, anders ausgedrückt, kein Schulrecht) gab. Wir sehen, was und wie Kinder spielten oder wie gearbeitet wurde. 

Ärmel in Runden, stricken im Gehen
Für Strickerinnen und Stricker sowie Freunde des Handwerks bietet Anker einen besonders reichhaltigen Fundus. Die hier abgebildeten Werke sind nur eine Auswahl und ohne Anspruch auf Vollständigkeit zusammengestellt.
Folgendes mag beim
Hilfe - ist da etwas schief gegangen?
Betrachten auffallen: Wir sehen nur Mädchen, die stricken. (So selbstverständlich, wie man meinen möchte, ist das nicht. In Grossbritannien etwa lernten Buben während der Weltkriege auch stricken. Sie machte Socken für die Soldaten. Aber: andere Zeit, anderes Land.) Die Mädchen stricken alle mit der rechten Hand ("kontinentale Methode"), wie sie heute noch an Schweizer Schulen gelehrt wird. Sie stricken mit Nadelspielen, was logisch ist, da die Rundnadel meines Wissens noch nicht erfunden war. Sie stricken Kleidungsstücke; ich meine, Socken und Ärmel auszumachen. Die Mädchen, zum Teil noch sehr klein, sind sorgfältig und konzentriert bei der Sache. Sie stricken mit sehr dünnen, zum Teil auch sehr langen Nadeln und gehen bespielsweise die Ärmel in Runden an. (Diese Technik finde ich in europäischen Mustern viel seltener als in amerikanischen.) Viele haben ein Körbchen, und auf zwei Bildern sehen wir, dass die "Lismete" durchaus auch mitgetragen wurde. Ein Mädchen strickt sogar im gehen. Was fällt euch auf? Ich freue mich über eure Kommentare.

Albert Anker hat übrigens oft seine eigenen Kinder und Enkel abgebildet. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn man immer mal wieder über bekannte Gesichter stolpert.


Stricken, wo man auch (hin)geht.
Genügend elastisch?
Sorgfalt: Kleine Hände
arbeiten kleine Stiche.

Bewundernde Blicke – auch dieses Mädchen kann
nicht sehr alt sein, aber dafür schon ziemlich gut stricken.

Wohl eher Mithilfe im Haushalt denn Hobby.
Trotzdem lässt sich eine gewisse Hingabe nicht leugnen.
Ein Körbchen hält den Knäuel.
Die Lismete ist dabei, offensichtlich
auch auf dem Weg zur Schule

Dienstag, 18. Januar 2011

Schäfchen zählen

Ich weiss, ich weiss, es sieht furchtbar aus.
Aber wenigstens sollte mans so lesen können.
Mit rechter Maustaste > Grafik anzeigen, dann sollte man reinzoomen können.





Montag, 17. Januar 2011

Durch die Nacht mit 400 Schafen

Schäfchenzählen der besonderen Art: Ich war gestern mit einer Herde von 400 Schafen unterwegs. Wie die Überquerung des Seedamms im Zürichsee vonstatten ging, könnt ihr morgen hier nachlesen. Dann poste ich nämlich ein PDF meiner Reportage.

Mittwoch, 12. Januar 2011

Über den Strang gehauen

Genau. Ich habe Wolle gekauft. Schöne, handgesponnene Lace Weight Wolle von Manos de Urugay.

Ich bin ja ganz für Fairtrade, aber hiermit habe ich mir ganz schön was eingebrockt. Voller Elan wollte ich mich an die Maschenprobe machen. Es sollte ein Schal im Haapsalu-Stil werden, ich hatte mir das genau überlegt. Den Strang, der mit einer Mischung aus Wolle, Seide und Kashmir ein kleines Vermögen gekostet hat, wollte ich nur eben zum Knäuel wickeln. Ich bereitete eine kleine Kartonrolle vor, damit das Knäuel auch ordentlich und nicht mit zu viel Zug entsteht. Ich nahm den Strang und legte ihn, wie ich das immer mache, sorgfältig um einen Stuhl. Suchte das Ende, und fing an zu wickeln. Nach möglicherweise 40 der zu wickelnden 400 Meter ging plötzlich gar nichts mehr. Ein erster Griff zur Schere, kann ja mal passieren. 10 Meter weiter: ein einziger riesiger verfilzter Knoten, den ich rausschneiden musste. Und jetzt, dreieinhalb Stunden später, habe ich ein paar kleine Laschen zu je etwa 10 Meter, einen Haufen Abfall und noch immer eine üble Garnsauerei um den Stuhl, die ich wohl morgen aufwickeln muss, irgendwie.

Da fragt sich einer doch, warum das Zeug als Strang verkauft wird. Soll ja für das Garn schonender sein, aber bitte: Wenn mans dann unzählige Male durchziehen muss, schadet das doch viel mehr, als wenns schon ab Hersteller anständig geknäuelt worden wäre.

Das Geschäft, in dem ich eingekauft habe, ist schweizweit bekannt für seine Auswahl. Ich war zum ersten Mal da und ein wenig enttäuscht, weil im ganzen Laden eine nicht sehr einladende Unordnung herrscht. Die Knäuel wickeln sich manchmal sogar im Gestell auf, die Fäden hängen runter, und alles ist in oben abgeschnittene Kartonkisten gesteckt. Nun überlege ich, ob da ein Zusammenhang bestehen könnte. Weiss jemand, ob nur locker geknüpfte Stränge bei falscher Lagerung durcheinander kommen können? Geschah das am Herstellungsort? So richtig anders als sonst habe ich es nämlich nicht gemacht. Hatte ich einfach Pech?

Montag, 10. Januar 2011

Eulenpulli

Owls, the sweater. Als ich das Muster mal präventiv runterlud, war es noch gratis. Jetzt kostet es was, aber ich würde sagen, man bekommt eine Menge Spass für 3.50 Pfund. Der Beschrieb ist sehr gut, man kann fast nicht verloren gehen.

Das einzige, was ich geändert habe, ist die Variante der Kurzreihen. Die Schottin Kate Davies, die das Muster entworfen und ausgearbeitet hat, rät zu "Wraps and Turn". Diese sollen die Lücken überbrücken (schöner Reim, gell), die beim Kurzreihenarbeiten bekanntlich anfallen. Dabei wird eine bestimmte Anzahl Maschen gestrickt, die nächste dann mit dem Garn einmal umwickelt, und zuletzt sollte man dann den Wickel ("Wrap") mit der Masche abstricken. Bei den ersten Kurzreihen vorne, gleich unterhalb der Eulen, hab ichs so gemacht, war aber nicht so happy mit dem Resultat. Die zweite Serie Kurzreihen (auf dem Rücken, am Schluss des Jochs) habe ich dann mit den Kurzreihen der Jojoferse gemacht, also mit doppelten Maschen. Klappt im Fall auch, falls jemand das gleiche Problem hat. Ich habe einfach die zusätzliche Masche, die eingewickelt wird, als normale doppelte gearbeitet (links abheben und mit dem Faden über die Nadel ziehen).

Das ist aber wirklich das einzige, was für mich nicht aufgegangen ist. Das Design lässt sonst keinen Wunsch offen. Der Materialverbrauch ist gut berechnet, die Schritte anschaulich erklärt, die Grössen sinnvoll abgestuft. Meine Ausführung ist in Grösse s/m (also nach xs, s und vor m).



Einen kleinen Gedanken aber noch, quasi auf den Weg, bevor man sich an das Design wagt: Die Wolle, die man verwenden muss, um auf die Maschenprobe zu kommen, ist ziemlich dick. Ich habe Lana Grossa Superbingo (reines Merino) eingesetzt. Das bedeutet zum einen, dass der Owl Sweater ziemlich warm ist. Die Zeiten sind kurz, in denen man ihn drinnen tragen kann. Und andererseits bedeutet die Materialwahl, dass der Pulli, der ja sehr körpernah geschnitten ist, ziemlich aufträgt. Wer also einen grossen Busen oder einen Bauchansatz verstecken will, dem rate ich nur bedingt dazu. Kleiner Trost, ich habe beides, aber ich habe trotzdem Freude an meinen Eulen ;)


Schliesslich noch ein Gratistipp. Hat man die Wolle und ist schon wacker am Stricken, würde ich schon bald mal die Augen besorgen. Eigentlich hätte ich nämlich blaue Paua-Knöpfe dafür vorgesehen, aber man suche mal 18 gleiche Knöpfe... Vorbestellen wäre eine gute Idee. Ich hatte trotzdem Glück und diese gelben Aktions-Muschel-Dinger gefunden, ich finde, das geht auch ganz ok. Und wenn sie mir verleiden, mache ich andere ran. Sicher blaue, haha.


Donnerstag, 6. Januar 2011

Die lange Pause ist vorbei


Endlich, endlich, melde ich mich zurück. Tut mir leid, dass ich kaum mehr geblogt habe. Dafür sind fast alle Projekte irgendwann im letzten halben Jahr fertig geworden, über die ich hier rumgeblufft habe. Somit habe ich nun wieder ganz viel Material zum Erzählen. Als kleiner Teaser sind hier schon Teile meines endlich vollendeten Heather Hoodies zu sehen. Dieses sowie die Reise-Weste (siehe unten) werden hier bald vorgeführt und im Detail besprochen. (Oh, erspare euch garantiert kein Detail.) Dazu gibts News zu einer Mütze mit Herzmuster (Zopftechnik) aus KnitScene, Partnerhandschuhe als Hochzeitsgeschenk und eine Story über einen Wollladen in London. Ferner werde ich vier neue Strick-Bücher vorstellen, ein paar neue Tools und euch mein Herz über ein ewig verbleibendes UFO ausschütten. Und das ganze fängt noch diese Woche an. 

Ich wünsch euch einen tollen Dreikönigstag! Hier noch eine Kleinigkeit meiner italienischen Vorfahren, denn in den italienisch sprechenden Gebieten wir heute die Befana gefeiert: 

La Befana vien' da notte, 
con le scarpe tutte rotte,
col capello alla romana,
viva, viva la Befana!
Foto: Figuren, die Frauen aus dem Projekt Rojdestvo Hristovo erarbeitet haben. www.patenschaftbulgarien.ch - eins meiner Freizeitengagements. Und eins meiner liebsten!