Dienstag, 23. April 2013

Get it on! Selber designen: Die Maschenprobe


Hat man sich für ein Modell und ein Garn entschieden, muss man natürlich wissen, wie viel Material man braucht. Einen ersten Hinweis liefert, wie hier und hier bereits erklärt, die Etikette des Knäuels. Wesentlich genauer wirds aber, wenn man eine eigene Maschenprobe anfertigt. Das lohnt sich: Kostet unterm Strich wesentlich weniger Zeit, als wenn man dann den Pulli hundertmal aufribbeln muss. Oder auch schon nur einmal.

Stricken ist eine sehr individuelle Angelegenheit, und das Kleidungsstück soll ja nachher sitzen, nicht wahr.


Wie?

Es gibt grundsätzlich zwei Arten, eine Maschenprobe (engl. Gauge Swatch) zu stricken. Entweder man hat bereits ein Strickmuster und möchte möglichst so stricken, dass man dem vorgegebenen Mass entspricht. Oder man hat Wolle und Nadeln und möchte mal schauen, wie viele Maschen es dann da so für ein bestimmtes Modell bräuchte. Für uns trifft hier die Variante zwei zu. Wir haben ja einen Pulli entworfen und wollen jetzt wissen, wie viele Maschen wir anschlagen müssen.

Also: Du hast dich ausgemessen? Du hast überlegt, wie weit der Pulli am Saum sein soll? (In unserem Beispiel stricken wir ja von unten her.) Oder die Ärmel? Dann nimmst du jetzt die Nadeln, mit denen du gerne stricken möchtest (für eine ungefähre Referenz siehe Etikette). Dann schlägst du mal an. Vielleicht ist auf der Etikette auch angegeben, wie viele Maschen etwa 10 cm ergeben. Ich schlage immer etwas mehr an, plus zwei Randmaschen. Das macht das Messen danach einfacher. Stricke dann ein Quadrat, das gross genug ist, dass man 10x10cm darauf abmessen kann. (Am effizientesten also strickst du einfach ein Quadrat von etwa 10x10cm, schlau, gell.)

Am besten wirds danach auch noch feucht aufgespannt. Jetzt siehst du, ob dir auch das Maschenbild gefällt, falls du das im Wollgeschäft nicht hast anschauen können. Vielleicht würde es mit grösseren oder kleineren Nadeln besser aussehen? Im Zweifelsfall eine zweite Maschenprobe stricken!

Dann gehts ans Ausmessen:


Ich empfehle: Maschenprobe glattstreichen, aber nicht zu sehr ziehen, sonst stimmt die Messung nachher nicht. Halt wie im Leben, nicht zu extrem, you get the drift. Relativ natürlich liegen lassen (darum eben idealerweise nass machen und trockenspannen, das funktioniert am besten). Eine erste Stecknadel markiert den Anfangspunkt. Von ihr aus 10 cm abmessen (ja eh exakt, sonst bringts ja nix. Echt jetzt!). Dann dort, wo die 10 cm (exakt, sag ich!) sind, eine zweite Stecknadel platzieren. So, jetzt gehts ans Zählen, und damit auch dies exakt erfolgt (!), nimmt man am besten einen spitzen Gegenstand (hm, spitzer Gegenstand, spitzer Gegenstand, ach, Stricknadel, juhu). Dann zählt man die Maschen, die sich zwischen den Güfeli befinden. Auch eine halbe zählt. Man stelle sich vor, man täte die einfach aufrunden, und dann hat der Pulli einen Umfang von einem Meter, und man hat sich dann um sage und schreibe fünf Maschen vertan! Klingt jetzt nach pedantisch wenig, sind aber in unserem Beispiel hier etwa 2,5 cm Umfang, die der Pulli nicht hätte haben sollen. Deshalb: exakt! Sag ich doch!


Wie nochmal?

Nochmal langsam: Zähle ich also 20 Maschen auf 10cm, dann brauche ich also für hundert cm zehnmal so viele Maschen (weil 10 mal 10cm 100 cm geben). Also 200 Maschen. In meinem Fall geteilt durch zwei, weil ich das Rücken- und das Vorderteil separat stricke. Macht also für ein Teil jeweils 100 Maschen. Dazu rechne ich immer noch zwei dazu, wegen Randmaschen, you know.

 

Exkurs: Und was war mit der anderen Variante?

Wenn du jetzt nicht selber was entwirfst, sondern der vorgegebenen Maschenprobe eines Modells (z.B. aus einem Buch oder Heft) möglichst genau entsprechen möchtest, dann schlägst du mal mit den Materialien und Werkzeugen, die vorgeschlagen werden oder die du zur Hand hast, so viele Maschen an wie vorgegeben. Dann siehst du, ob auch deine Maschenprobe auf die vorgeschriebene Grösse kommt. Ist sie zu klein? Dann brauchst du grössere Nadeln! (Oder anderes Material oder beides.) Ist sie zu gross? Dann brauchst du kleinere Nadeln! (Oder anderes Material oder beides.) Eine Alternative ist auch immer, den Pulli zwar in deiner eigenen Gauge (sprich: "Geidsch", also Strickweite, Strickmass) zu stricken, aber in einer anderen Grösse. Die sind ja für fertige Modelle immer schon vorberechnet. Ist deine Maschenprobe zu klein, würde auch dein Pulli zu klein. Schlag also mehr Maschen an und stricke zum Beispiel, wenn du Grösse 40 trägst, eine Grösse 42 (nur als Beispiel, das will gut überlegt sein). Ist deine Maschenprobe zu gross, dann kannst du mit weniger Maschen eine kleinere Grösse stricken.

 

Ja und die Höhe?

Genau, die Höhe! Du zählst natürlich auch, wie viele Reihen du brauchst, um 10cm zu erreichen. Länge ist aber wesentlich einfacher anzupassen als Weite, in den meisten Designs zumindest. In der Regel kannst du einfach früher oder später aufhören mit Stricken. Es ist aber schon sinnvoll sich zu überlegen, in welcher Reihe man ungefähr welche Schritte einplanen muss. Gerade, wenns an den Kragen geht. Da hilft es auf jeden Fall zu wissen, wie viele Reihen z.B. 1cm ergeben oder wie viele Reihen in 5 oder 10cm enthalten sind.

 

Vorsicht: Muster!

Dann ist es eben noch so: Wenn man ein Muster einbaut, muss man das natürlich berücksichtigen bei der Maschenzahl. Will sagen: am besten die Maschenprobe gleich im Muster stricken! In meinem Fall handelt es sich aber lediglich um ein Zopfmuster, das sich links und rechts am Rand emporschlängelt. Zöpfe ziehen aber das Gestrickte etwas zusammen. Daher muss man etwas mehr Maschen dazurechnen, damit alles wieder gleich weit wird.

Die Rechnung ist aber einfach: Anzahl Zopfmaschen (=alle, die verdreht werden) geteilt durch zwei, und dazuzählen. Oder eben so viele Maschen, wie man im Zopf vor oder hinter die Nadel legt. In meinem Fall also mache ich einen Zopf über sechs Maschen, das heisst, ich rechne drei Maschen zusätzlich. Und weil ich zwei Zöpfe mache, heisst das, 6 Maschen zusätzlich. Ich stricke also mit 108 Maschen.

Und was mach ich jetzt damit?

Jetzt ist noch die Frage, was man mit Maschenproben macht, oder was man damit tun könnte, damit man sich eher dazu durchringen kann, eine zu stricken. Nun. Ich habe schon die verschiedensten Tipps gehört. Da wird etwa empfohlen, die Dinger nachher als Untersetzter zu verwenden. Sind ja alle mehr oder weniger 10x10cm gross. Andere wiederum schlagen vor (und das gefällt mir eigentlich am besten) daraus eine Blätzli-Decke zu machen, wenn man genügend zusammen hat. Nachteil: Da strickt und sammelt man ne Weile ;). Auch eine Idee ist, dass man, wenn man sicher ist, dass man alle Berechnungen gemacht hat, die Probe aufribbelt und das Garn braucht zum Stricken oder Zusammennähen. Man könnte auch ein Logbuch führen, aber das werden dann dicke Ordner... Oder man näht das Ding gleich als Tasche auf den Schal, den Pulli, die Jacke, die Mütze (ähm...). ODER man näht paar zusammen für einen abgefahrenen Schal! ODER oder oder..... :D

Montag, 22. April 2013

Get it on! Selber desginen: Die ersten Schritte (Schnitt und Material)

Du hast dich für ein Modell entschieden! Supidupi!

Jetzt nimm dir einen Moment Zeit und mach eine Skizze. Trage ein, wie weit dein Pulli (er wird uns weiter als Beispiel dienen) sein soll. Welche Kragenform möchtest du? Wie sollen die Ärmel in etwa aussehen? Trag die Masse überall ein, wo du sie schon weisst.

Überlege dir nun, welche Optik du möchtest. Grobstrick? Eher fein? Tweedig oder ganz glatt? Wirst du ein Muster machen, und würde das auch in einem anderen Garn noch schlau ausschauen? Es lohnt sich, im Geschäft genau nachzufragen. Meistens haben die Wollboutiquen auch Maschenproben vorrätig. Frage nach, fass sie an! Sprich die Verkäuferin auch auf den Schnitt an, den du möchtest. Wird dein Pulli später traurig an dir herunterhängen, wenn du dieses Garn möchtest, oder fliegt er ständig um dich herum, weil es viel zu leicht ist? Könnte man doppelfädig arbeiten? In einem guten Wollgeschäft kann man dich hierzu beraten. Wenn die Verkäuferin das nicht kann oder will und du nicht selber genau weisst, was du tust, dann geh in einen anderen Laden. Seriously, das lohnt sich.

Viel Information steht auch schon auf der Etikette:


Da steht zum Beispiel die Zusammensetzung drauf, wie schwer der Knäuel ist und/oder wieviele Laufmeter Garn er hat (das hilft bei der Berechnung der benötigten Menge), oder wieviele Gramm oder eben Knäuel für einen Pullover benötigt werden (hier haben die Hersteller sogar Angaben für durschnittliche Männer, Frauen und Kinder gemacht). Zudem sehen wir die Farbnummer und die Partie (28). Die Farbe mag zwar von blossem Auge immer Gleich scheinen, doch gehören zwei Knäuel nicht zur selben Partie (also wurden nicht im selben Farbbottich gefärbt), dann kann es beim Stricken einen hässlichen Farbverlauf geben. (In einem meiner nächsten Posts gehe ich darauf ein, was du tun kannst, wenn du zu wenig Garn der gleichen Partie hast).

 

Get it on! Selber designen: Was die Etikette verrät

Zum guten Glück muss man sich beim Stricken nicht alles selber aus den Fingern saugen. Vieles hat die Spinnerei schon übernommen, gerade, wenn das Garn aus einem grösseren Haus stammt. Die Etikette gibt schon über einiges Aufschluss:
So sieht man etwa, wie viele einem Gramm und / oder Meter pro Knäuel zur Verfügung stehen. Dann hat man auch die Angaben, wie viele solcher Knäuel (oder in diesem Fall jetzt, wie viele Gramm) man ungefähr pro Pulli braucht. Manche Hersteller schreiben auch noch hin, wie viel für eine Mütze draufgeht, gerade bei Garn, das sich für Mützen gut eignet. Es lohnt sich, mit den Beraterinnen zu sprechen, sie haben häufig schon selber mit den Garnen in ihren Geschäften gearbeitet und können genauer sagen, welches wie gut berechnet auf der Etikette angegeben ist.

Zudem verrät die Etikette die Zusammensetzung. Das ist wichtig, wenn man wissen will, wie sich das Material danach tendenziell verhält. Endgültigen Aufschluss darüber gibt aber nur die Maschenprobe. Dieses Etikett erweist sich beim vorsichtigen Herausziehen (ja kein Durcheinander im Laden veranstalten, im Zweifelsfall das Personal fragen) als noch kundenfreundlicher. Wer nämlich nicht gewusst hätte, wie man ein Gemisch aus Baumwolle, Viscose und Leinen pflegt, findet die entsprechenden Hinweise ganz unten. Es lohnt sich daher, so ein Etikett auch schon mal aufzubewahren oder mitzuverschenken, damit der Damen-Pulli nicht plötzlich zur schussicheren Filzweste für Kleinkinder wird. Ausserdem ist es auch sinnvoll, diese Hinweise zu studieren, wenn man etwas besonders Pflegeleichtes stricken möchte, zum Beispiel für ein Kind.






Weiter finden wir eine ungefähre Angabe zur Nadel- oder Maschenprobe. Sie ist aber wirklich nur ein Richtwert. Stricken und berechnen sollte man immer nach der eigenen Maschenprobe! Aber so sieht man ungefähr, wie viele Maschen man mit welchen Nadeln anschlagen dafür anschlagen müsste. Die Zeichnung des Quadrates bedeutet, dass dieses Garn, wenn man es mit einer Nadel 4 bis 4.5mm strickt, dann ein 10x10cm-Quadrat ergibt, wenn man 21 Maschen anschlägt und 30 Reihen strickt. Das ist bei mir auch ungefähr hingekommen. (Im Ausland immer nachprüfen: redet man von mm-Nadeln oder von amerikanischen? Die haben andere Grössen!) Mehr zu diesem Punkt im späteren Post zur Maschenprobe.



 
Natürlich kann man ein Garn auch mit einer völlig anderen Nadelgrösse stricken. Die Angabe bezieht sich auf die Vorstellung, die der Hersteller von der Textur des verarbeiteten Materials hatte. Würde man dieses Garn zum Beispiel doppelfädig mit einer Nadel 8 - 10 verstricken, könnte auch was Cooles rauskommen. Oder einfädig, grosse Nadeln, das gäbe dann vielleicht so ein Strandhemd. Grundsätzlich gilt aber: Je kleiner die Nadeln gewählt werden, desto fester und engmaschiger wird auch die verarbeitete Fläche (Stichwort: Panzerpulli), je grösser die Nadel, desto lockerer und grossmaschiger (logo) wird das Kleidungsstück (wenn man beispielsweise gerne lampige Umhänge mag, sollte man das also unbedingt so handhaben).

Schliesslich findet man auf der Etikette auch zwei weitere wichtige Angaben: die Farbnummer und die Partie-Nummer (heisst bei internationalen Firmen gerne auch Dye Lot oder nur Lot). Man sollte immer möglichst genügend Knäuel in der gleichen Partie-Nummer kaufen, denn nur die sind genau gleich gefärbt, Farbnummer hin oder her. Was man tun kann, wenn das einem nicht gelingt, erläutere ich in einem späteren Post. Es ist gut, wenn man die Partie-Nummer im Auge behält, ist einem das aber nicht gelungen, ist noch nicht alles verloren, soviel verrate ich schon mal :D

Freitag, 12. April 2013

Get it on! Design es selber: die Überlegungen

Na los, das kannst du! Du brauchst das richtige Material für deine gute Idee
und ein paar Hilfsmittel (Bücher, Blogs, Massband, sowas halt).

Eigentlich funktioniert das Entwerfen eines beliebigen Strick-Kleidungsstück immer gleich. Ich nehme hier als Beispiel einen Pullover, aus dem einen Grund, dass ein Schal jetzt ein etwas gar simples Exempel wäre und Hosen kaum jemand strickt.

Überlegen sollte man im Vornherein Folgendes (später poste ich zu jedem Punkt noch Details):

1. Was genau will ich stricken? Pulli, Jacke, Socken, Unterhose? Für den Sommer? Für den
   Winter?
    Für drunter oder drüber?
    Das alles wird bei Form und Materialwahl eine Rolle spielen.
    Und Form und Materialwahl hängen dann auch wieder zusammen, doch dazu später.
    Erst mal:

2. Wie sollte das Ding ausschauen?
    Habe ich einen Pulli, dessen Schnitt mir besonders gefällt?
    Kann ich eine Skizze davon anfertigen, wie das Kleidungsstück aussehen soll?
    Soll es bestimmte Dinge haben: eine Tasche, eine Verzierung (Zopf, Muster, Intarsie...)

3. Kurze Zwischenfrage: Welche Strick-Techniken sind dazu nötig oder geeignet? Stricke
    ich z.B. den Pulli von oben oder von unten? (In diesem Beispiel: von unten)
    Ist es realistisch, dass ich sowas stricken kann? Unter der Prämisse, dass man
    grundsätzlich eigentlich alles stricken kann: Kann ICH das stricken? Beherrsche ich
    die notwendigen Techniken?

   Falls nein:
   1) Design nochmals überdenken.
   Es gibt immer eine einfachere Variante. Eine, in der keine Brustabnahmen mit Kurzreihen
   zeitgleich zum Ärmelausschnitt und Abnahmen für den Hals sowie fünf Intarsien und
   zwei Zöpfe gleichzeitig vorkommen. Das lässt sich immer bei einem nächsten Mal
   integrieren ;)
   2) Literatur konsultieren! Ich liefere demnächst eine Liste von Büchern, Zeitschriften und
   Websites, die mir schon geholfen haben.

   Falls ja:

4. Welches Material eignet sich?
  
   Wolle ist geradezu ideal, sie ist formstabil und verzeiht so manche Unregelmässigkeit.
   Für den Sommerpulli habe ich mich aber natürlich für etwas Leichtes entschieden.
   Baumwolle hat aber die Eigenschaft, relativ schnell aus der Form zu kommen. Ideal ist es
   da, ein Mischgarn zu kaufen. Zur Not kann man auch mal nur ein Knäuel kaufen und mal
   sehen, wie es sich strickt damit, wie das Maschenbild ist, vielleicht willst du schon mal eine
   Probe waschen... In  jedem anständigen Garngeschäft hilft das Personal in solchen Fragen
   gerne weiter.
   (Und bloss nicht irritieren lassen von den Blicken, die man erntet, wenn du sagst:
   "Also, ähm, ich hab da so nen Pulli gezeichnet...")

   Auf der Etikette der Knäuel steht auch immer eine Nadelempfehlung. Natürlich kann man
   die etwas anpassen. Aber wer gerne mit dicken Nadeln strickt, sollte besser nicht
   superfeines Garn kaufen, das dann mit ultradünnen Nädeli verarbeitet werden muss.
   Und umgekehrt.

5. Wieviel?
   Hat man sich erst mal für ein Garn entschieden, muss man natürlich wissen, wieviel man
   benötigt.Dabei helfen sowohl die Beraterinnen in den Boutiquen als auch die
   Angaben auf den Etiketten der Knäuel - da steht meist, wie viel man für einen
   Pullover mittlerer Grösse etwa braucht.
   In dem  Moment  unbedingt einige Überlegungen anstellen: Wie gross bin ich im Verhältnis
   zu "mittlerer Grösse"?
   Und was sieht mein Design vor: ein sehr eng anliegendes Modell oder eines mit
   sehr viel Spiel?
   Faustregel: Immer ein Knäuel mehr als man berechnet hat.
   Und: Unbedingt im Geschäft fragen, wie gut die Chancen stehen, dass man von der Farbe
   und der Partie noch nachbestellen kann! (Was man tun kann, wenn man dann doch zu
   wenig von einer Partie hat, dazu später mehr.)

6. Die Maschenprobe
   Auf der Etikette steht ja schon ungefähr, wie viele Maschen und Reihen ein Quadrat
   von 10x10 cm ergeben. Schön! Aber man muss trotzdem eine eigene Maschenprobe
   anfertigen. Wir sind ja, wie schon in Life of Brian erläutert, alles Individuen und stricken
   daher auch individuell. (Bitte einstimmig wiederholen: "Wir sind alles Individuen!")
   Ich schlage dazu jeweils zwei, drei Maschen mehr an als auf dem Etikett angegeben. 
   Dann ein Quadrat stricken, abketten. Die ganz Professionellen und Geduldigen waschen
   es dann  auch noch und spannen es auf. Spätestenes dann wird gemessen.
   Ich mache immer zwei Messungen:Wie  viele Maschen / Reihen ergeben 10 cm? Und wie
   breit ist eine Masche, wie hoch eine Reihe (oder zwei, was sich halt leichter messen lässt.)
   Masse notieren, vielleicht grad bei der Zeichnung des Pullis.

7. Jetzt miss dich! Beziehungsweise: Miss die Masse des Pullis. Wie weit? Wie lang?
    Welche Ärmel, wie weit wie lang diese?

8. Tommelwirbel: Jetzt kommt der Moment, auf den deine halbe Primarschulzeit
    abgezielt hat:
    Du wendest den Dreisatz praktisch an! Oh Wonne!
    Du hast die Anzahl Maschen pro 10 cm, du weisst, wie breit der Saum sein soll (wir gehen
    ja jetzt in dem Beispiel davon aus, dass wir den Pulli von unten her stricken) - also weisst
    du jetzt auch, wie viele Maschen du anschlagen sollst. Nein? Ich komm ja in einem
    späteren Post darauf zurück und versuche es zu erklären. (LOL, Sarah erklärt Mathe.)

9. a) Du solltest bei Beginn des ersten Teils (ich beginne mit dem Vorderteil) auch schon
    eine Vorstellung  davon haben, wie weit es bis zum nächsten grösseren Eingriff geht.
    In unserem Beispiel wäre das das Formen der Schulter, wo später der Ärmel reinkommt.
    (Wenn du einen taillierten Pulli machst, musst du wissen, wo die Abnahmen für die Taille
    hingehören und wo die Zunahmen für den Busen. Mein Pulli ist aber gerade).

    Am besten zeichnest du solche Warnungen und Angaben gleich in deinem Design
    ein! Sonst gehts schnell mal schief.

    (Ich möchte habe vom unteren Ende des Ärmelausschnitts bis zum Saum 28 cm
    vorgesehen. Also kann ich mal bis dahin stricken, bis ich mir wieder was überlegen
    muss.)
   
    b) Berechne diese Ab- und Zunahmen wie unter Punkt 8. Das heisst in meinem Fall: Ich
    messe für den Ärmelausschnitt von der Mitte meiner Seite bis dorthin, wie weit das
    Ärmelloch sein soll (wird noch bebildert, keine Sorge). Sagen wir mal, das wären 5 cm,
    und ich weiss, dass ich in 10 cm 20 Maschen habe, dann erkenne ich: Ich muss
    auf jeder seite 10 Maschen abketten. Damit das ganze organisch verläuft, mache ich das
    nicht auf einen Schlag. Am Anfang müssen am meisten Maschen weg. Ich würde jetzt
    beim ersten Mal 6 Maschen abketten, in der übernächsten drei und dann noch
    eine (oder zweimal zwei, jede zweite Reihe. Ich erklärs noch, ich versprechs! ;) ).


Dienstag, 9. April 2013

Get it on! Jeder kann selber designen

Stricken braucht etwas Übung, aber danach eröffnet sich einem eine grosse Freiheit. Das gilt natürlich auch fürs Nähen oder Häkeln, Schreinern oder Kochen, aber ich persönlich erlebe das sehr stark beim Stricken. Hat man mal den Dreh raus, wieviele Abnahmen wo sinnvoll sind, wie sich die Materialien verhalten, wie man was berechnet, dann kann man eigentlich alles stricken, was einem in den Sinn kommt. Strickanfänger wiederum sollten sich nicht entmutigen lassen von jenen, die ihre eigenen Sachen entwerfen und "immer so gute Ideen haben", denn das stellt sich von alleine ein. Je länger und öfter man etwas tut, umso selbstverständlicher wird es. Darauf darf man sich schon freuen, während man sich noch mit der ersten Socke, dem ersten Schal, dem ersten verdammten halbwegs gelungenen Topflappen abmüht. Es wird kommen! Das menschliche Hirn ist so unglaublich anpassungs- und ausbaufähig.

Darum hab ich wieder ein Projekt angefangen, nach eigener Idee.




Nachdem ich mein Projekt Kells fertig gestrickt habe, wollte ich wieder etwas Eigenes anschlagen und auch etwas Sommerlicheres erstellen. Ich habe mich für einen Sommerpulli entschieden, er läuft unter dem Namen Projekt Summer Rain (ja, ich hab ein Flair für Projekt-Namen, nicht wahr). Gleichzeitig ist das Werk ein Erinnerungsstück an meine Schwester. Als Vorbild dient nämlich ein Pulli, den sie vor vermutlich etwa 20 Jahren gestrickt hat. Meine Schwester ist schon lange nicht mehr hier, aber interessanterweise kommen gewisse Erinnerungen erst jetzt auf, viele Jahre später. Zum Beispiel die Erinnerung daran, wie viel sie gestrickt hat, und da war sie wesentlich jünger als ich jetzt, vermutlich so um die 20. Ich habe auch noch Pullover von ihr, aber dieser eine, den gibt es nicht mehr. Er war aus einem hellen Garn, so off-white ungefähr, irgend ein Bouclé-artiges Baumwollgemisch. Der Halsausschnitt war realtiv weit, die Ärmel voluminös und auf den Seiten lief ein Zopfmuster nach oben.

Und so bin ich also einkaufen gegangen. Mein Erinnerungspulli Summer Rain wird in hellem Beige entstehen, aber das Garn entspricht vom Taktilen und der Optik her sehr jenem, das ich in Erinnerung habe. Fündig wurde ich bei Vilfil in Zürich. Ich habe mich für Samea von Lang Yarns entschieden (72% Baumwolle, 20% Viskose, 8% Leinen) und stricke mit einer amerikanischen Nr. 7, die etwa 4.5mm entspricht. (Warum amerikanische Nadeln? Määäähäää ;) )

Viel interessanter dürfte aber sein, wie man sich selber an einen selbstdesignten Pulli wagt. Darum wird es in den nächsten Blogeinträgen gehen.

Sonntag, 7. April 2013

Schlechtwetter zu Ostern, Teil II

Und dann war da noch die Geburtstagsparty einer allerliebsten Freundin.Wo noch mehr allerliebste Leute warteten! Und eine davon trug offensichtlich sorgfältig handgestrickte Pulswärmer, worauf ich ihr ein Kompliment für selbige machte, worauf sie wiederum sagte, sie besitze nur dieses eine Paar. Dann ich so, dann sie so, dann ich so, dann sie so, und am Schluss hatte ich angeboten, ihr ein weiteres Paar zu stricken und sie hatte gelacht, dass ihr ständig Leute das versprächen, aber sie noch nie ein Paar erhalten habe.

Und dann stach mich der Hafer. Ich musste ihr und noch mehr mir beweisen, dass ich nicht solche Leute bin! (Ich bin sehr wohl solche Leute. In 98 von 100 Fällen bin ich genau so.) Und zack, am Ostermontag waren die Mittli gestrickt. Oh süsser Triumph über die eigene Faulheit!

Ich habe irgend ein Merinogarn, das ich noch vorrätig hatte, verwendet, in rot. Dazu habe ich ein Sockengarn von Lang Yarns mitlaufen lassen (Jawoll Magic). Das verleiht den Pulswärmern noch mehr Stabilität und hat einen hübschen Farbverlauf, der alles etwas aufpimpt.

Ich habe 36 Maschen auf einem Nadelspiel Grösse 3.75mm angeschlagen, dann die ersten Runden als elastische Borte gestrickt in einem Muster, das ich aus diesem Pullibuch habe (siehe auch hier und hier).

Das Muster geht über vier Runden, ich habe zwei Wiederholungen gemacht.
1. alle Maschen rechts stricken
2. immer 2 Maschen links zusammen stricken
3. aus jeder Masche zwei stricken (vorne und hinten einstechen)
4. rechts über alles drüber stricken

Nach zwei solchen Reihen (kann man ja beliebig fortsetzen) habe ich rechts gestrickt, bis ich die gewünschte Länge hatte. Die Bommel habe ich direkt in die Abnahmen integriert. So habe ichs gemacht:

fünf Maschen abketten; in die 6. 5 Maschen stricken (entweder stricken/Umschlag/stricken oder rechts/links/rechts); Arbeit wenden, 5 Maschen rechts stricken; Arbeit wenden, 5 Maschen links stricken; Arbeit wenden (sind also wieder auf der linken Seite), 5 Maschen links zusammenstricken; Arbeit wenden (jetzt wieder auf rechter Seite), diese Masche rechts stricken, die vorherige Masche (die ja einsam gewartet hat) über den ganzen Bommel ziehen.

Wiederholen bis fertig. Dann ist fertig.
So:

Freitag, 5. April 2013

Schlechtwetter zu Ostern Teil I

Was kümmert es mich, wenn es Winter ist? (Ok, es kümmert mich sehr, aber ich will jetzt mal positiv sein). Man braucht keine Entschuldigung, um drinnen zu sitzen, nen Film zu gucken und was zu stricken. Oder zu lesen oder zu schlafen oder was auch immer :) Hier, die sind am Ostersonntag entstanden, Aufwand ca. 4 Stunden:


Die Idee dazu hatte ich aus einer englischen Mollie Makes-Ausgabe, die ich mir extra dafür aufs Handy geladen habe. Mit dem letzten Update ist sie aber verschwunden... Und ich hab aus dem Kopf versucht, was Ähnliches zu machen. Daher habe ich auch kein schlechtes Gewissen gratis zu teilen, wie ichs gemacht hab:

Material: Merino, mitteldick (jaja, ich weiss, sorry. Knäuel war nicht mehr angeschrieben)
Nadeln: 3.75 Nadelspiel

Habe 36 Maschen angeschlagen und bis zur gewünschten Länge 2r, 2l gestrickt. Anschliessend habe ich für den rechten Handschuh 12 Maschen rechts gestrickt, dann 2 links, 8 rechts (gibt später die Eule), 2 links, den Rest rechts bis zum Rundenende. Damit ist die Grundeinteilung vorgenommen. Eine weitere Runde drüberstricken, alles wie gehabt ausser die acht rechten Eulen-Maschen, die stricken wir diesmal links. (Dadurch entsteht ein Ast, wo die Eule dann draufsitzen kann).

Die Maschen um die Eule herum bleiben von nun an immer gleich. Das einzige, was man gleichzeitig tun muss, sind die Daumenzunahmen machen, wenn man das denn möchte. (Man kann auch einfach ein Daumenloch einplanen, indem man abkettet und wieder anschlägt oder mit einem Hilfsgarn weiterstrickt. Wenn du wissen willst, wie das geht, melde dich!) Ich habe für den rechten Handschuh nach den Eulenmaschen und den zwei linken fünf Maschen rechts gestrickt, vor und nach der sechsten aus dem Querfaden eine verschränkt herausgestrickt. Vor und nach diesen Maschen in jeder zweiten Reihe eine Masche so herausstricken. Am Schluss hat man so 9 Maschen, die man still legen kann.

Unterdessen machen wir vorne die Eule fertig. In der dritten Runde ab Bündchen verkreuzen wir die Eulen-Maschen (EM). Stellt euch bitte die Maschen von rechts nach links numeriert vor, 1 bis 8. In jeder Runde ist einfach die erste, die ihr antrefft, EM 1, die letzte EM 8.

Eulenmuster: bis zu den Eulenmaschen stricken, dann EM 1 und 2 auf Hilfsnadel legen, hinter die Arbeit legen, die EM 3 und 4 stricken, EM 1 und 2 stricken. EM 5 und 6 auf Hilfsnadel, vor die Arbeit legen, EM 7 und 8 stricken, EM 5 und  6 stricken. Dies in Runde 9 und Runde  12 wiederholen. Die Eule wird besonders schön, wenn man die EM 2, 3, 6 und 7 in den Runden 10 und 11 links strickt. Dann kriegen die Augen eine Vertiefung.

Jetzt, wo ich mir das Titelblatt der besagten Mollie Makes nochmals anschaue, sehe ich, dass diese Handschuhe fast gleich gemacht sind, einfach mit grösseren Eulen.

Wenn dir Eulenmuster gefallen, interssiert dich vielleicht auch der Eulenpulli!

Dienstag, 2. April 2013

Fertig!


Wie geplant ist zu Ostern mein Haapsalu-Style-Schal fertig geworden. Hab ihn natürlich gleich stolz ausgeführt, yeah! Karfreitag kamen die Spitzen ran:

 Dann nahm der Schal erst mal ein Bad. Dabei ging es mir nicht nur ums Blocken, sondern auch darum, auf wie viele Zug- und andere Böden das Knäuel beim Stricken gefallen war... Wäää.Dann hab ich ihn aufgespannt. Ist bei einem solchen Muster besonders wichtig, damit es sich schön entfalten kann.
 Und dann, am Samstagnachmittag: Tadaaaa! Macht sich auf vielfältige Weise gut, find ich. Der nächste entsteht aber ohne Flauschgarn. Sondern mit richtigem Hardcore-Lace-Original-Wolle.Yep.