Dienstag, 23. April 2013

Get it on! Selber designen: Die Maschenprobe


Hat man sich für ein Modell und ein Garn entschieden, muss man natürlich wissen, wie viel Material man braucht. Einen ersten Hinweis liefert, wie hier und hier bereits erklärt, die Etikette des Knäuels. Wesentlich genauer wirds aber, wenn man eine eigene Maschenprobe anfertigt. Das lohnt sich: Kostet unterm Strich wesentlich weniger Zeit, als wenn man dann den Pulli hundertmal aufribbeln muss. Oder auch schon nur einmal.

Stricken ist eine sehr individuelle Angelegenheit, und das Kleidungsstück soll ja nachher sitzen, nicht wahr.


Wie?

Es gibt grundsätzlich zwei Arten, eine Maschenprobe (engl. Gauge Swatch) zu stricken. Entweder man hat bereits ein Strickmuster und möchte möglichst so stricken, dass man dem vorgegebenen Mass entspricht. Oder man hat Wolle und Nadeln und möchte mal schauen, wie viele Maschen es dann da so für ein bestimmtes Modell bräuchte. Für uns trifft hier die Variante zwei zu. Wir haben ja einen Pulli entworfen und wollen jetzt wissen, wie viele Maschen wir anschlagen müssen.

Also: Du hast dich ausgemessen? Du hast überlegt, wie weit der Pulli am Saum sein soll? (In unserem Beispiel stricken wir ja von unten her.) Oder die Ärmel? Dann nimmst du jetzt die Nadeln, mit denen du gerne stricken möchtest (für eine ungefähre Referenz siehe Etikette). Dann schlägst du mal an. Vielleicht ist auf der Etikette auch angegeben, wie viele Maschen etwa 10 cm ergeben. Ich schlage immer etwas mehr an, plus zwei Randmaschen. Das macht das Messen danach einfacher. Stricke dann ein Quadrat, das gross genug ist, dass man 10x10cm darauf abmessen kann. (Am effizientesten also strickst du einfach ein Quadrat von etwa 10x10cm, schlau, gell.)

Am besten wirds danach auch noch feucht aufgespannt. Jetzt siehst du, ob dir auch das Maschenbild gefällt, falls du das im Wollgeschäft nicht hast anschauen können. Vielleicht würde es mit grösseren oder kleineren Nadeln besser aussehen? Im Zweifelsfall eine zweite Maschenprobe stricken!

Dann gehts ans Ausmessen:


Ich empfehle: Maschenprobe glattstreichen, aber nicht zu sehr ziehen, sonst stimmt die Messung nachher nicht. Halt wie im Leben, nicht zu extrem, you get the drift. Relativ natürlich liegen lassen (darum eben idealerweise nass machen und trockenspannen, das funktioniert am besten). Eine erste Stecknadel markiert den Anfangspunkt. Von ihr aus 10 cm abmessen (ja eh exakt, sonst bringts ja nix. Echt jetzt!). Dann dort, wo die 10 cm (exakt, sag ich!) sind, eine zweite Stecknadel platzieren. So, jetzt gehts ans Zählen, und damit auch dies exakt erfolgt (!), nimmt man am besten einen spitzen Gegenstand (hm, spitzer Gegenstand, spitzer Gegenstand, ach, Stricknadel, juhu). Dann zählt man die Maschen, die sich zwischen den Güfeli befinden. Auch eine halbe zählt. Man stelle sich vor, man täte die einfach aufrunden, und dann hat der Pulli einen Umfang von einem Meter, und man hat sich dann um sage und schreibe fünf Maschen vertan! Klingt jetzt nach pedantisch wenig, sind aber in unserem Beispiel hier etwa 2,5 cm Umfang, die der Pulli nicht hätte haben sollen. Deshalb: exakt! Sag ich doch!


Wie nochmal?

Nochmal langsam: Zähle ich also 20 Maschen auf 10cm, dann brauche ich also für hundert cm zehnmal so viele Maschen (weil 10 mal 10cm 100 cm geben). Also 200 Maschen. In meinem Fall geteilt durch zwei, weil ich das Rücken- und das Vorderteil separat stricke. Macht also für ein Teil jeweils 100 Maschen. Dazu rechne ich immer noch zwei dazu, wegen Randmaschen, you know.

 

Exkurs: Und was war mit der anderen Variante?

Wenn du jetzt nicht selber was entwirfst, sondern der vorgegebenen Maschenprobe eines Modells (z.B. aus einem Buch oder Heft) möglichst genau entsprechen möchtest, dann schlägst du mal mit den Materialien und Werkzeugen, die vorgeschlagen werden oder die du zur Hand hast, so viele Maschen an wie vorgegeben. Dann siehst du, ob auch deine Maschenprobe auf die vorgeschriebene Grösse kommt. Ist sie zu klein? Dann brauchst du grössere Nadeln! (Oder anderes Material oder beides.) Ist sie zu gross? Dann brauchst du kleinere Nadeln! (Oder anderes Material oder beides.) Eine Alternative ist auch immer, den Pulli zwar in deiner eigenen Gauge (sprich: "Geidsch", also Strickweite, Strickmass) zu stricken, aber in einer anderen Grösse. Die sind ja für fertige Modelle immer schon vorberechnet. Ist deine Maschenprobe zu klein, würde auch dein Pulli zu klein. Schlag also mehr Maschen an und stricke zum Beispiel, wenn du Grösse 40 trägst, eine Grösse 42 (nur als Beispiel, das will gut überlegt sein). Ist deine Maschenprobe zu gross, dann kannst du mit weniger Maschen eine kleinere Grösse stricken.

 

Ja und die Höhe?

Genau, die Höhe! Du zählst natürlich auch, wie viele Reihen du brauchst, um 10cm zu erreichen. Länge ist aber wesentlich einfacher anzupassen als Weite, in den meisten Designs zumindest. In der Regel kannst du einfach früher oder später aufhören mit Stricken. Es ist aber schon sinnvoll sich zu überlegen, in welcher Reihe man ungefähr welche Schritte einplanen muss. Gerade, wenns an den Kragen geht. Da hilft es auf jeden Fall zu wissen, wie viele Reihen z.B. 1cm ergeben oder wie viele Reihen in 5 oder 10cm enthalten sind.

 

Vorsicht: Muster!

Dann ist es eben noch so: Wenn man ein Muster einbaut, muss man das natürlich berücksichtigen bei der Maschenzahl. Will sagen: am besten die Maschenprobe gleich im Muster stricken! In meinem Fall handelt es sich aber lediglich um ein Zopfmuster, das sich links und rechts am Rand emporschlängelt. Zöpfe ziehen aber das Gestrickte etwas zusammen. Daher muss man etwas mehr Maschen dazurechnen, damit alles wieder gleich weit wird.

Die Rechnung ist aber einfach: Anzahl Zopfmaschen (=alle, die verdreht werden) geteilt durch zwei, und dazuzählen. Oder eben so viele Maschen, wie man im Zopf vor oder hinter die Nadel legt. In meinem Fall also mache ich einen Zopf über sechs Maschen, das heisst, ich rechne drei Maschen zusätzlich. Und weil ich zwei Zöpfe mache, heisst das, 6 Maschen zusätzlich. Ich stricke also mit 108 Maschen.

Und was mach ich jetzt damit?

Jetzt ist noch die Frage, was man mit Maschenproben macht, oder was man damit tun könnte, damit man sich eher dazu durchringen kann, eine zu stricken. Nun. Ich habe schon die verschiedensten Tipps gehört. Da wird etwa empfohlen, die Dinger nachher als Untersetzter zu verwenden. Sind ja alle mehr oder weniger 10x10cm gross. Andere wiederum schlagen vor (und das gefällt mir eigentlich am besten) daraus eine Blätzli-Decke zu machen, wenn man genügend zusammen hat. Nachteil: Da strickt und sammelt man ne Weile ;). Auch eine Idee ist, dass man, wenn man sicher ist, dass man alle Berechnungen gemacht hat, die Probe aufribbelt und das Garn braucht zum Stricken oder Zusammennähen. Man könnte auch ein Logbuch führen, aber das werden dann dicke Ordner... Oder man näht das Ding gleich als Tasche auf den Schal, den Pulli, die Jacke, die Mütze (ähm...). ODER man näht paar zusammen für einen abgefahrenen Schal! ODER oder oder..... :D

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